KRYE-ENZY
Geschichte:
Vor der Finsternis hieß der Landstrich, in dem Tir Krye und Tir
Danannain heute liegen, noch Dwyllugnach. Die Bewohner hießen
damals schon Danannin und waren ein Kriegervolk, wie sie es heute noch
sind.
Ein Fremdvolk, die Krye, fielen ungefähr zur Zeit von Kreos’ Gründung
in Dwyllugnach ein und besetzten den Landstrich norlich des Uthr und
nannten es Tir Krye.
Die dort lebenden Danannin, die wenigen Gothori und Laighinn wurden
vertrieben oder vernichtet. Sie herrschten fast 1000 Jahre über
diesen Landstrich, bis die Danannin das eroberte Land zurückforderten
und einen blutigen Krieg mit den Kryern führten.
Die Krye waren zwar mit der Schlacht um Moreto vernichtet, doch das
Land Krye war nicht menschenleer. Es war bewohnt von Mischlingen der
Krye mit den Ureinwohnern, den Danannin, verbliebenen oder heimgekehrten
Laighinn, Gothori, diversen Flüchtlingen aus dem entstehenden Albyon
und manches fremde Blut mehr. Diese Gruppen verschmolzen unter der schrecklichen
Herrschaft der Danannin schnell zu einer eigenständigen Kultur,
den Kryern von heute.
So blieb das Land unter fremder Herrschaft.
In der Finsternis kämpften die Krye an der Seite der Danannin gegen
die Finsternis und vertrieben das Böse bei der Schlacht um Taesiw.
Die Danannin schenkten den Kryern das Land als Dank für die Waffenbrüderschaft.
Die Krye wurden nun zu Recht zu den sieben thuathischen Stämmen
gezählt, floß doch viel thuathisches Blut in ihren Mischlingsadern.
Unter Dhanndh Hägor erhielten die Krye als Stammkönigreich
erneut eine funktionsfähige Verwaltung und weitgehende Selbstbestimmung.
Doch das war nur die hoheitliche Anerkennung der tatsächlichen
Zustände.
Seit dem Ende der Finsternis haben sich die Krye nicht wieder in Kriege
eingemischt. Sie entwickelten sich zu einem der unkriegerischsten Völkchen,
nicht weil sie so friedlich waren, sondern weil es nichts gab, für
das es sich zu kämpfen lohnte.
So ging die Annexion der Norgebiete Tir Kryes durch Siber Lobar auch
völlig ohne Blutvergießen vonstatten, so daß viele
Bewohner dieses Landstriches vielleicht erst nach Jahren erfuhren, daß
sie nun nicht mehr unter Righ Chardor von Danannain, sondern zu Tir
Krye unter Siber Lobar gehörten.
Auch Sibers Bemühungen, die Krye in den Krieg gegen die Horde der
Finsternis zu führen, versagten kläglich. Im Gegenteil: Man
munkelt, daß die Kryer sogar einen Hordling als Stadtherr in Tir
Krye duldeten. Wichtigster Widersacher von Siber war Elenor, der keine
Gelegenheit scheute, Siber zu erzählen, was er von dessen Kriegsplänen
hielt, - nämlich nichts.
Neuzeit:
Im Jahre 31 n.d.F. griff Righ Calangor mit den Danannin erneut Tir Krye
an, um die verlorene Südprovinz um Taesiw zurückzuerobern.
Den Kryern war der Krieg gleichgültig, galt das Ziel des Angriffs
Calangors doch allein den Städten. So mußte Siber beinahe
seinen gesamten Staatsschatz für albyonische Söldner opfern.
Diese trafen vor Uthcaer auf die Danannin. In einer heroischen Schlacht
wurden die Albyoni vernichtet, dabei verlor auch der Vater von Skaramund,
dem Heerführer der Danannin, das Leben. Des Krieges müde schlossen
Calangor und Siber Frieden. Calangor erhielt die Verwaltungshoheit über
die Städte Tir Kryes, Siber zog sich zu den nomadisierenden Stämmen
zurück, um sie zu schützen, zu führen, - und endlich,
nach Jahren Regierungszeit, auch kennenzulernen.
Das Land:
Tir Krye liegt im Südest von Tir Thuatha. Es ist eines der kleineren
Stammkönigreiche. Die Südgrenze ist der Fluß Uthr, der
Tir Krye von Tir Albyon trennt. Im Est begrenzt der Hymir das Land.
Die Norgrenze verläuft irgendwo auf der Höhe von Taesiw. Es
hat sich noch keiner die Mühe gemacht, genau nachzumessen; sicher
ist jedoch, daß Rhyallis zu Tir Danannain gehört. Der Rest
versinkt im Schnee. Im Wes trennt das Grenzgebirge Tir Krye von Tir
Laighainn.
In Tir Krye herrscht ein rauhes Klima. Die Eisgrenze, welches es großen
Armeen unmöglich macht zu kämpfen, verläuft durch Tir
Krye.
Zwar liegt Tir Krye nicht im ewigen Eis, wie die Norgebiete Danannains,
doch ist das Klima hart genug, um den täglichen Überlebenskampf
beschwerlich zu machen. Lediglich direkt entlang des Uthr ist das Klima
mild, was das Leben zur Freude macht. So sind denn auch die zwei bedeutenden
Städte (nebenbei auch die einzigen, mit Ausnahme der Piratenstadt
Taesiw) Moreta, die Hauptstadt, und Uthcaer, die Handelsmetropole am
Uthr gelegen. Die Zentren des Wohlstandes und der Bildung sind hier
zu finden, und natürlich der laighainnischen Dekadenz. Das milde
Klima machte sich die Hauptstadt Moreta zunutze, indem sie den wohl
größten und sicherlich erfolgreichsten "Vergnügungspark"
Magiras schuf: den Garten der Lüste. Diese Mischung aus Bordell,
Kinderträumen und Gaukelei ist die einzige regelmäßige
Einnahmequelle des Landes. Die Stadt Uthcaer ist fast ein eigener Staat.
Unter dem Fynn Elenor war die Handelsmetropole am Hymir zu einem wichtigen
Umschlagplatz von Waren aller Art geworden, welches Elenor eine völlige
Unabhängigkeit sicherte. Auch vom Hymir und den dort reisenden
Händlern leben die Bewohner von Taesiw, welche als Piraten die
Hymirenge unsicher machen. Taesiw ist vom Landwege her nicht zu erobern,
da sich die wilde Landschaft als Schneewüste oder als Sumpf wie
ein Mantel um die Stadt legt. Somit konnte diesen Piraten bisher das
Handwerk nicht gelegt werden.
Das Volk:
Obwohl die Kryer eine Verschmelzung einer Fremdrasse, der "Urkryer"
mit den Danannin darstellen, unterscheiden sie sich vom Aussehen mittlerweile
kaum von anderen Thuatha.
Die Lebenseinstellung der Kryer:
Um die weitere Kultur zu verstehen, muß man erst einmal das Grundwesen
eines Kryers verstehen.
Das Leben in Tir Krye ist sehr hart. Der Fischfang ist ähnlich
beschwerlich wie die Landwirtschaft. Viele Kryer ziehen als Nomaden
durch das Land, immer auf der Suche nach einem Weideplatz für ihre
wenigen Rinder, Schafe oder Rentiere, ständig auf der Flucht vor
dem Winter. Die Kryer bilden deshalb kleine, zumeist autarke Gemeinschaften,
in der sich jeder bedingungslos auf den anderen verlassen muß.
Bleibende Werte gibt es wenige, die meisten sind nutzlos für ein
Überleben in der Wildnis. Wichtigstes Gut ist das Wissen um Weideplätze.
So ziehen die Stämme oft eine feste Route, die ihre Herden zu denselben
Weidegründen führen.
Es haben sich in langen Jahren drei Grundrechte der Kryer herausgebildet:
1. Schutz des Lebens
Menschliches Leben steht unter besonderem göttlichen Schutz, egal
ob Kryer oder andere Menschen. In Kriegszeiten hat schon so mancher
Kryer einen verwundeten Gegner aufgenommen und gesund gepflegt. Aber
auch Leben, welches menschliches Leben ermöglicht, fällt unter
diesen besonderen Schutz, z.B. Milchrinder, Ziegen, Schlittenhunde,
etc. Nicht unter den Götterschutz stehen jagdbares Wild sowie finstere
Kreaturen (Dämonen, Elfen, usw.)
2. Schutz des Eigentums
Der Besitz der Kryer ist spärlich. Alle Dinge, die sie für
ihr Überleben benötigen, ihre Jagdwaffen, warme Kleidung,
Werkzeug, sowie einige wenige Schmuckstücke (ein Halsband, eine
Schatulle, vielleicht ein Erbstück oder eine Trophäe) finden
sich in den Schätzen der Kryer. Der Schutz des Eigentums wird deshalb
fast ausschließlich durch Nichtkryer verletzt.
3. Schutz der Freiheit
Dieses Gesetz ist der Grundstock für die gesamte Krye-Mentalität.
Es ist kein Wunder, daß die Kryer das Gut am stärksten verteidigen,
welches ihnen so lange vorenthalten wurde. Im übrigen kann in der
rauhen Welt Tir Kryes nur der überleben, der ohne fremde Hilfe
und Abhängigkeit sein Leben führen kann. Das Gesetz der Freiheit
bedeutet: "Ich darf alles, und wenn es meinem Nachbarn nicht paßt,
kann er ja woanders hingehen."
Natürlich sind die anderen beiden Grundregeln zu respektieren.
Ein Stamm darf seine Herde z.B. durch das Gebiet eines Bauern treiben
und dort weiden lassen. Es darf dem Bauern jedoch nicht die Lebensgrundlage
geraubt werden. Wenn es dem Nachbarn bei einem Fest zu laut ist, geht
er eben solange woanders hin. Wenn der Sohn kein Hirte werden will,
ergreift er eben einen anderen Beruf. Daß ein System voll solcher
Individualität funktioniert, ist wohl nur der kryischen Gemütsruhe
zuzuschreiben. Es dauert lange, bis ein Kryer soweit gebracht wird,
ein böses Wort fallen zu lassen. Völlig unmöglich scheint
es jedoch zu sein, einen Kryer derart zu provozieren, daß er seine
Waffe zieht.
Steuern und Abgaben sind in Tir Krye unnötig und undurchführbar.
Der Gewinn aus dem "Garten der Lüste" deckt die wenigen Staatsausgaben
völlig und übersteigt das Einkommen aller Kryer beträchtlich.
Rechtsprechung:
Werden in Tir Krye Gesetze gebrochen, ist die Strafe einfach wie hart:
Der Täter wird "vergessen". Hinter diesem einfachen Begriff steckt
eine willkürlich auslegbare Mischung aus allen möglichen Strafen
mit dem Ziel, den Täter aus der Gemeinschaft zu entfernen. Das
reicht vom einfachen "Verbannen" bis zum Töten des Täters.
Oft wird der Täter sogar nur seinen Namen ablegen, um mit einem
neuen Namen einen symbolischen Neubeginn zu versuchen. Die Härte
dieser Strafe ist nicht zu unterschätzen, verliert ein Kryer mit
seinem Namen nicht nur seinen bisherigen Halt, z.B. in der Sippe, sondern
auch seine Ahnen, seine Schutzgeister und natürlich seinen NAMEN,
was umso wichtiger ist, als daß alle Ereignisse und Nachrichten
namensbezogen und nicht zeitbezogen sind. Sätze wie "du bist nicht
mehr mein Sohn" oder "ich fange ein neues Leben an" erhalten in Tir
Krye eine ganz neue Dimension.
Die Richtergewalt liegt bei den Druiden. Da diese aber sehr selten präsent
sind und noch viel seltener das kryische Rechtssystem durchschauen,
wird die Rechtsprechung durch traditionelle Oberhäupter, wie Ältester,
Sippenoberste, Erhalterin der Wohnstätten, Eltern, usw. wahrgenommen.
Die Verurteilten selber nehmen den Urteilsspruch mit eben jener Unerschütterlichkeit
hin, die den kryischen Charakter ausmachen, mit einer Mentalität,
in der Rachegefühle keinen Platz haben.
Sitten und Gebräuche:
Das Gastrecht ist den Kryern, wie allen Thuatha, heilig. Daß
die Kryer auch hier ein wenig übertreiben, liegt ebenfalls im Überlebenskampf
begründet, ist es doch für einen einzelnen Wanderer doch nicht
möglich, ohne fremde Hilfe in Dwyllugnach zu überleben. Auch
kleinere Familien und Sippen benötigen häufiger den Beistand
eines größeren Stammes.
Gandaroa erzählte in seiner Darstellung des kryischen Volkes von
einem Kryer, der den Gästen sogar seine Frau anbot.
Diese Schilderung ist zutreffend, jedoch seine Schlußfolgerungen
sind falsch. Daß es sich bei Tir Krye nicht um die letzte Bastion
männlichen Überlegenheitswahn handelt, wird spätestens
an der Tatsache deutlich, daß die Frauen ihre Männer den
weiblichen Gästen ebenso zur Verfügung stellen. Und oft bleibt
es bei der Funktion als Wärmflasche. Nebenher ist natürlich
die freie Entscheidung auch hier oberster Grundsatz. Die Kälte,
insbesondere die bescheidenen Möglichkeiten zu heizen, sorgt übrigens
dafür, daß auch Großschlafräume nicht unattraktiv
sind.
Es scheint kein Zufall zu sein, daß sich der Garten der Lüste
gerade in Tir Krye bilden konnte.
Wie kommt es zu dieser Lebensweise?
Es ist interessant, ein Kryer scheint die Gefühle "Eifersucht"
und "Neid" wirklich nicht zu kennen. Es gibt in der Sprache kein entsprechendes
Substantiv für diese Begriffe.
Ein Grund liegt sicherlich im schlichten Fehlen von Gütern, die
Eifersucht hervorrufen könnten, sowie wiederum der Notwendigkeit,
sich zu unterstützen, um in der Landschaft Tir Kryes überleben
zu können. Bei den Nomaden wird untereinander sogar auf Währung
verzichtet, weil Geld ein fiktiver Wert darstellt, den ein Kryer nicht
nachvollziehen kann. Da aber selbst die Kryer begreifen, daß es
für "Geld" vernünftige Dinge zu tauschen gibt, ist ein Handel
mit kryischen Stämmen zumeist kein Problem.
Bildung:
Wissen wird oft sorgfältig gehütet und nur demjenigen weitergegeben,
der dieses Wissen auch abzuschätzen weiß. Insbesondere das
Wissen um Weideplätze ist für die einzelne Sippe lebensnotwendig.
So sind die Kryer wohl die größten Geheimniskrämer auf
Magira.
Daraus folgt leider auch, daß das allgemeine Bildungsniveau sehr
niedrig ist, denn ein Austausch durch Verbreitung von Lehre findet fast
nicht statt. Ein kryisches Lehrbuch dürfte demnach sogar seltener
sein als ranabarische Seife.
Seinen nicht befriedigten Wissensdurst kompensiert der Kryer dann auch
durch unerträgliche Neugier.
Die kryische Mentalität machen sich insbesondere die Druiden zunutze,
deren oberstes Gebot ja lautet, alles Wissen zu sammeln und insbesondere
für sich zu behalten. So stellen die Kryer regelmäßig
die meisten Adepten in der Druidenschar.
Kriegskunst:
Aus dem fehlenden Sinn für Besitztum folgert der fehlende Sinn
für Kriegsführung. In der Tat sind keine Fehden zwischen Kryern
bekannt. Der häufigste Streit entsteht bei konkurrierenden Weiderechten.
Ein Kampf würde aber zur Schwächung, und damit auch zum Tod
beider Sippen führen, sind doch in diesem empfindlichen Gesellschaftssystem
die wenigsten entbehrlich. Man zieht dann lieber notfalls viele Tage
gemeinsam weiter, bis ein Druide gefunden wurde, der die Götter
um eine Entscheidung bittet. Auch hier erklären die Lebensumstände
das Verhalten der Kryer. Sie stellen selten Krieger für die thuathischen
Heere, da ein Verlust von wenigen Stammesangehörigen schon der
Untergang der Sippe bedeuten kann. Nebenher sind die meisten Kriege
schon vorbei, wenn der letzte Kryer davon erfahren hat.
Der natürliche Agressionstrieb werden in häufigen und heftigen
Raufereien abgebaut, soweit nach dem täglichen Kampf gegen die
Witterung dafür noch Bedarf vorhanden ist. Dabei geht es meistens
um existentiell wichtige Fragen wie dem Alkoholgehalt diverser Getränke,
der Schönheit einer Rentierdecke oder der einzigen richtigen Zubereitung
von Ahornsirup.
Das Lebenslied:
Eine letzte Besonderheit zum Schluß:
Jeder Kryer lebt sein Leben nach einer besonderen Melodie. So, wie die
Höhen und Tiefen eines Lebens einfach in Musik umzusetzen sind,
so sucht der Kryer, seine eigenen Lebensmelodie, seinen eigenen Lebensrhythmus
zu finden.
Dieses Lebenslied ist in den unterschiedlichsten Formen zu finden. Mancher
bekommt es von den Eltern als Baby vorgesungen, wie ein Wunsch auf eine
unbeschwerte Zukunft. Andere vervollständigen ihr Lied von Lebensjahr
zu Lebensjahr mehr. Einige verzichten auf Text, andere auf Musik. Es
gibt Kryer, die sogar bestehende Stücke verinnerlichen, andere
kennen ihr Lied, obwohl es niemals jemand gehört hat. Ob der Zweck
dieses Liedes schamanistischen Ursprungs ist, religiös bedingt,
oder vielleicht sogar völlig sinnlos, wissen die Kryer alleine,
und sie antworten mit einem wissenden Lächeln, werden sie darauf
angesprochen.
Zeittafel:
948 n. Kreos Schlacht von Moreto
10 n.d.F. Sator ra Kon wird Stammkönig
12 n.d.F. Der "Garten der Lüste" wird eröffnet
25 n.d.F. Siber wird Stammkönig
26 n.d.F. Elenor wird Fynn von Uthcaer
28 n.d.F. Taesiw schließt sich Tir Krye an
29 n.d.F. Stadtherr von Taesiw wird Sador unter einem Decknamen
31 n.d.F. Erneute Eroberung Tir Kryes durch die Danannin
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